Mercedes Echerer
STIMMEN DER AKADEMIE: FESTSCHRIFT ZUM 10. JUBILÄUM
10 Mal Österreichischer Filmpreis: Rückblick & Ausblick
Ein Text von Mercedes Echerer, Obfrau der Akademie des Österreichischen Films, zum 10. Jubiläum
Eine handvoll Filmemacherinnen und Filmemacher traf sich erstmals 2008, um über eine filmspezifische Plattform nachzudenken, diskutierte intensiv, informierte sich umfassend im In- wie Ausland, orientierte sich an internationalen Plattformen, lotete die Möglichkeiten und Varianten aus. Im Frühjahr 2009 war es soweit: Am 11. März gründeten sie die Akademie des Österreichischen Films und am 29. Jänner 2011 fand die erste Gala statt. Dieses Grüppchen visionärer wie pragmatischer Filmschaffender gründete die Akademie und hat die erste Dekade dieser Institution intensiv und liebevoll begleitet und mitgeprägt. Den Gründermüttern – und Vätern – sei für die Realisierung dieses Traumes und ihr erfolgreiches Engagement aufs allerherzlichste gedankt!
EFA + FAN of Europe ...
Europäisches Kino zu promoten, Talente zu fördern, Netzwerke zu intensivieren und auszubauen sind die Kernthemen der EFA, der Europäischen Filmakademie, die 1988 gegründet wurde und in Berlin ansässig ist. Immer wieder gibt es Kooperationen mit der EFA – und mit anderen europäischen Akademien. Dazu gehört das FAN-of-Europe-Netzwerk: Einmal im Jahr kommen Vertreterinnen und Vertreter der Nationalakademien in Karlovy Vary zusammen, um sich zu vernetzen, aktuelle Themen zu diskutieren und Kooperationen anzudenken.
Feiern ...
Die Gala zur Verleihung des Österreichischen Filmpreises wurde in kürzester Zeit fixer Bestandteil des Karussells heimischer Kulturevents und mit der stetig wachsenden medialen Berichterstattung beginnt – spätestens ab dem Moment der Bekanntgabe der Nominierten – das Rätselraten: Wer wird diesmal ausgezeichnet? Feiern wir die fabelhaften, beeindruckenden, berührenden, couragierten, phantastischen, dramatischen wie humorvollen Arbeiten unserer Kolleginnen und Kollegen. Feiern wir ein Fest, so großartig und so sparsam, wie nur Bettler es erträumen können.
Rund um den Globus ...
Eine Palette heimischer Kurzfilme, jene die sich für das Auswahlverfahren zum Österreichischen Filmpreis in der Kategorie „Bester Kurzfilm“ qualifiziert haben, schickt die Akademie auf Tour durch die ganze Welt. Diese ganz spezielle Entdeckungsreise ist wie ein Spiegel des heimischen Talentepools und macht Lust auf mehr. Die Österreichische Kurzfilmschau, eine seit 2013 erfolgreiche Kooperation mit dem Außenamt, expandiert jährlich.
Europäische Schätze ...
Das Wiener Riesenrad dreht sich seit 1897 mit 2,7 Km /Stunde – Gondel für Gondel.
Ob es sich dreht oder still steht, das Wiener Riesenrad hat sich Kader für Kader in die europäischer Filmkultur eingeprägt und erhielt deshalb 2016 eine besondere Ehrung. Erst 10 Orte mit symbolischer Bedeutung für das Europäische Kino wurden bis heute mit dem Prädikat „Schätze Europäischer Filmkultur“ ausgezeichnet. Verliehen wird dieses Prädikat von der Europäischen Filmakademie.
Goldene Nächte ...
Der Kurzfilm bedient ebenso wie der Programm füllende Spielfilm sämtliche Genres, er ist nur, wie der Name schon verrät, kürzer, eben so lang, oder besser gesagt so kurz wie die Geschichte braucht, um erzählt zu werden. So manches Juwel entstand in dieser speziellen Kunstform, nur das Publikum bekommt diese cineastische Kleinode viel zu selten zu sehen. Dem muss abgeholfen werden! Aber eine Nacht reicht nicht aus, es werden mehrere – ein Kurzfilmmarathon über mehrere Nächte – die GOLDENE Nächte. Hier sind all jene Besten Kurzfilme zu sehen die in den weltweiten Partner Akademien preisgekrönt wurden.
In Zusammenarbeit mit der französischen Académie des César wurden die Les Nuits En Or realisiert und gehen einmal jährlich gemeinsam auf Tour durch Europa. In Österreich ist sie heuer in Wien (13.+14. Juni in der Factory Künstlerhaus Wien) und in Niederösterreich (Termin noch offen) zu sehen.
Junge Cineast/innen ...
Den heimischen Film noch besser im Blickpunkt der Öffentlichkeit zu verankern, kann nur dann nachhaltig erfolgreich sein, wenn auch das junge Publikum für’s Kino begeistert wird. Also laden wir doch die Jugend im Alter von 12-14 Jahren ins Kino ein, um aus drei herausragenden Kinofilmen den besten Jugendfilm zu küren. Diese Idee, konzipiert von der EFA, begann sich bald in ganz Europa durchzusetzen: In mehr als 55 Städten aus 34 Ländern treffen sich zukünftige Cineast/innen, sichten die vorausgewählten Filme, diskutieren leidenschaftlich zuerst vor Ort, dann mit Ihren Jurykolleg/innen europaweit und prämieren schließlich den aus ihrer Sicht besten Film mit dem EFA YOUNG AUDIENCE AWARD.
Filmschaffende moderieren, leiten die Diskussionen und gewähren Einblicke in ihre charakteristische Arbeit. Nach so einem langen Tag mit vielen unterschiedlichen Eindrücken scheinen die Mitglieder der Jury nicht müde geworden zu sein und fragen voller Begeisterung: Wann ist der nächste Kinotag? Und manche spüren plötzlich einen bis dahin noch ungeahnten Berufswunsch in sich aufkeimen ...
Heuer ist Österreich wieder mit zwei Standorten beim EFA YOUNG AUDIENCE AWARD vertreten – in Wien und St.Pölten am 26.April 2020. Info und Anmeldungen unter: http://www.oesterreichische-filmakademie.at/projekte.html
Engagement ...
Die Akademie dient den Filmschaffenden auch als Plattform, um sich auf heimischer wie europäischer Ebene auszutauschen. Gemeinsame Anliegen wollen auch gemeinsam durchgesetzt werden – vom Urheberrecht über Arbeitsbedingungen, bis zu Gleichbehandlungsthemen und, besonders aktuell: Nachhaltigkeit. Der Anspruch umweltschonender zu produzieren, eint die Filmbranche europaweit. Green Filming! Vermeidung von Abfall, Auswahl der Rohstoffe, Wiederverwertung und die Zusammenarbeit mit der Forschung sind die zentralen Tätigkeitsbereiche. Ein relevantes Qualitätssiegel dient einerseits als weiterer Ansporn und andererseits als Information für das Publikum: Mit dem Österreichischen Umweltzeichen kann sich eine Filmproduktion auszeichnen lassen, wenn sie Ressourcen einspart und klimafreundliche Maßnahmen setzt.
Auch die Akademie des Österreichischen Films stellt sich mit der Gala des Österreichischen Filmpreis 2020 dem Zertifizierungsprozess für das Österreichische Umweltzeichen. Unter dem #aoefgoinggreen können Sie die Fortschritte mitvollziehen und sich Tipps rund um GREEN FILMING abholen.
Zu gerne erinnert man sich an die schönen und erfolgreichen Momente und so habe ich jetzt 5.581 Zeichen ausschließlich geschwärmt von unserer Akademie. Es wäre aber ein fataler Fehler, die schwierigen Ereignisse auszublenden. Manchmal lief die Zeit davon und wir mussten improvisieren, manchmal fehlte es an finanziellen Mitteln und wir mussten die Schulden mühsam abbauen, manchmal musste rasch entschieden und gehandelt werden und so kam es zu Kommunikationsproblemen. Manchmal waren die unterschiedlichen Standpunkte scheinbar unüberbrückbar, manchmal waren es Missverständnisse – eine der größten Herausforderungen war und ist, gemeinsame Haltungen und/oder Kompromisse zu finden, denn so vielfältig die Mitglieder, so vielfältig die Meinungen.
DANKE
All den Menschen und Institutionen, die die Akademie begleitet und unterstützt haben und mit ihr gewachsen sind - Förderer, Unterstützer, Sponsoren und Mitglieder möchte ich danken und speziell unserem Team, das die vielfältigen Aufgaben und Herausforderungen bravourös meistert.
Zu guter Letzt lädt die Filmkunst als ein Spiegel der Gesellschaft zum differenzierten Diskurs ein – zum Diskurs mit Ihnen, dem Publikum. Denn so vielfältig die cineastischen Arbeiten, so vielfältig ist auch ihre Rezeption. Filme wollen gesehen werden und Ihre Resonanz, geschätztes Publikums ist für uns unentbehrlich!
Mercedes Echerer ist Schauspielerin und seit 2019 Obfrau der Akademie des Österreichischen Films.