In zwei für den Österreichischen Filmpreis 2023 eingereichten Filmen („Corsage“ und „Serviam – Ich will dienen“) wirkt ein Schauspieler mit, der wegen des Besitzes von sexuellen Missbrauchsdarstellungen Minderjähriger zum Leid zahlreicher Kinder beigetragen hat. Florian Teichtmeister ist zwar ein prominenter, aber leider bei weitem kein einzelner Fall. Die Statistiken, die aufgrund der aktuellen Debatte in den letzten Wochen ans Licht kamen, sind für uns eine ultimative Aufforderung zu handeln. Diesem Thema müssen wir uns sowohl als Kulturbranche, als auch als Gesellschaft stellen.
Nach Rücksprache mit den Produzent:innen der genannten Filme und intensiver Abwägung innerhalb des Vorstands sind wir zu der Entscheidung gekommen, diese Filme nicht unkommentiert im Rahmen des Österreichischen Filmpreises 2023 zu präsentieren und ihre Öffentlichkeit dazu zu nutzen, das Thema Gewalt (nicht nur) an Kindern noch stärker ins Bewusstsein der Öffentlichkeit zu bringen sowie mit Expert:innen und Opferschutzorganisationen an Schutz- und Präventionsmaßnahmen, Richtlinien, Handlungsanleitungen und Sicherheitskonzepten zu arbeiten, um Missbrauchsvorfälle verhindern zu können.
Wir werden daran gemessen, wie wir uns in der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft innerhalb der menschlichen Gesellschaft jenen gegenüber verhalten, die sich selbst nicht oder nur unzureichend schützen können. Das sollte stets unser Handeln bestimmen. Ohne Wenn und Aber.
Im Namen des Vorstands der Akademie des Österreichischen Films
In dem Zusammenhang möchten wir gleich auf eine Veranstaltung hinweisen, die die Akademie aus gegebenem Anlass gemeinsam mit der Wirtschaftskammer, dem Dachverband der Filmschaffenden und der drehübung Wien durchführt.
filmKULTUR: Sicherheit, Schutz, Prävention – jetzt!
10. März 2023, 17.00-20.00 Uhr
Haus der Wiener Wirtschaft, Praterstr. 1, 1020 Wien
Vor dem Hintergrund der aktuellen Debatte hat sich gezeigt, dass wir als Filmbranche nach wie vor nicht über ausreichende Schutz- und Präventionsmaßnahmen, Richtlinien, Handlungsanleitungen und Sicherheitskonzepte verfügen, um auf Missbrauchsvorfälle reagieren zu können. Diese Konzepte müssen sowohl laufende Dreharbeiten wie auch der Umgang mit fertiggestellten Werken berücksichtigen. Wir diskutieren mit Expert:innen konkret darüber, was wir als Branche zeitnahe einführen können bzw. müssen.
Zum Auftakt der Veranstaltung werden der „Code of Ethics“ vom Österreichischen Filminstitut sowie der neue Leitfaden der F&MA zu „Verhinderung & Bekämpfung von Übergriffen in Film & Musik“ präsentiert.
Teilnehmer:innen:
Mag.a Cornelia Dworak, Intimacy, Movement & Stunt Coordination
MMag. Volker Frey, Jurist & Diversity Trainer
Mag.a Christine Hartenthaler, Coach für Kinder, Jugendliche und Profis
Arash T. Riahi, Produzent & Regisseur
Daniel Sanin, #we_do- Berater, Klinischer und Gesundheitspsychologe
Mag.a Iris Zappe-Heller, Österreichisches Filminstitut, Beauftragte für Gender & Diversity
Moderation: Alexandra Augustin, Journalistin und Moderatorin für FM4 & Ö1
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